Aufwühlende Erinnerungen

08.05.2023

Eine Zeitzeugin, die die grauenhaften Ereignisse der Zeit des Nationalsozialismus überlebt hat, hören und sprechen zu können, ist ein unschätzbar kostbares Geschenk, das am heutigen Montag, 8. Mai 2023, unserer Schule zuteil und von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern angenommen wurde. Die Aula platzte sprichwörtlich aus allen Nähten, als Frau Lisette van Vlijmen, gebürtige Niederländerin, heute in Oregon (USA) lebend, uns besuchte und über ihre Erinnerungen an eine Zeit sprach, die heutige Generationen nur noch aus Büchern, Dokumentationen oder Filmen kennen. Als Kind von ca. 4 ½ Jahren überlebte die heute 88-jährige Jüdin die jahrelange Trennung von ihrer Familie sowie Gefühle der (Todes-)Angst und des Alleinseins, die sie während ihrer Aufenthalte in den Konzentrationslagern Bergen-Belsen und Theresienstadt erleben musste. Diese aufwühlenden Erinnerungen, die sie in Form von Briefen zunächst nur für ihre Kinder niedergeschrieben hatte, sind inzwischen im Geest-Verlag unter dem Titel „Ein langer Brief an meine Kinder“ erschienen und wurden von der Autorin selbst vorgetragen. Die Schilderungen berührten und beeindruckten die Anwesenden sichtlich, die ihrerseits Fragen an Frau van Vlijmen stellen konnten. Schulleiterin Inge Wenzel dankte Lisette van Vlijmen sehr herzlich für ihren Besuch und betonte, wie wichtig es sei, der jungen Generation die Verantwortung zu vermitteln, zu der dieses schwarze Kapitel der deutschen Geschichte verpflichte. Dies gelinge durch Zeitzeugenberichte, die naturgemäß immer weniger werden, mehr als jeglicher Schulunterricht. Sie sei sicher, dass die Anwesenden heute fürs Leben gelernt hätten. Verlagsleiter Alfred Büngen hatte es auf Anfrage von Herrn Babilon kurzfristig ermöglicht, eine Lesung mit Lisette van Vlijmen, ihrer Tochter und Freunden in der Aula unserer Schule zu organisieren. Dafür gilt Herrn Büngen und allen Beteiligten, besonders auch Herrn Bröcker, Amanda Wurm und Lara Robbers von der Schreibwerkstatt, die ebenfalls bei der Lesung mitwirkten, unserherzlichster Dank!
Ingo Babilon