Bereits im vergangenen Dezember nahmen mehrere interessierte Schülerinnen und Schüler des Antonianums am Bundeswettbewerb „lyrix“ teil, welcher vom Deutschlandfunk begleitet wird und junger Lyrik eine tolle Bühne bietet.
Ihre Gedichte für den Wettbewerb verfassten die Schüler/-innen in einem schulinternen Lyrik-Workshop, in dessen Rahmen sie ihrer Kreativität freien Lauf ließen. Je nach Altersgruppe wurden, den Vorgaben des Wettbewerbs gemäß, entweder ‚poetische Zaubersprüche des Loslassens und Festhaltens‘ (Gruppe 10 bis 14) oder ‚Aufmunterungen in Gedichtform‘ (Gruppe 15 bis 20) geschrieben.
Nun besteht freudige Gewissheit: Carla Westendorf konnte die Jury mit ihrem Gedicht „Die Vorm-Vorbei-Zeichnung“ überzeugen und hat es damit unter die bundesweit ausgewählten Sieger/-innen des Monats Dezember geschafft. Ein toller Erfolg, zu dem ihr die Schulgemeinschaft herzlich gratuliert!
Carlas Gedicht ist auf der offiziellen Seite des Wettbewerbs veröffentlicht worden, die unter folgendem Link zu finden ist:
Nachstehend sind sowohl Carlas Gedicht als auch ausgewählte Gedichte weiterer Teilnehmer/-innen des Workshops zu lesen (die einen Erfolg selbstverständlich auch verdient gehabt hätten). Wir wünschen dabei viel Freude!
Thorben Höppner und Meike Uphoff
Carla Westendorf, 9. Jahrgang
Die Vorm-Vorbei-Zeichnung
Werft weg!
Seid kalt wie die Steine,
ignoriert den leeren Platz,
den Teller mit dem Foto und das Bild mit dem Baum,
in der Stube vorm Weihnachtszimmer.
Den Flur ohne Rollstuhl,
verschenkt die Zeichnung vom letzten Mal vorm Vorbei.
Bestuhlt den Platz,
so sollt ihr den grässlichen Sommer 2024
und kranken Winter vergessen.
Klammert euch fest!
Bewahrt den Platz,
bleibt stehen vorm Baumbild und Fototeller,
lasst sie euch runterziehen,
all diese Texte und Lieder, signiert die letzte Vorm-Vorbei-Zeichnung,
verwahrt sie gut. Sonst wärt ihr undankbar!
Die eine soll wütend sein auf die Sommer-2024-Person,
die vorm Vorbei zu schnell loslassen wollte.
Lebt die Vergangenheit,
damit alles so bleibt,
wie es vorm Vorbei war.
Sie brauchen Balance.
Sie können hören,
loslassen oder festhalten,
klammern oder wegwerfen.
Oder
die letzte Vorm-Vorbei-Zeichnung nicht verschenken,
den Platz neu besetzen,
den Fototeller aufstellen und das Baumbild aufhängen,
den Sommer vergessen,
auf 2025 hoffen,
und die Balance zwischen Festhalten und Loslassen vermessen.
Lara Robbers, 13. Jahrgang
Auch die dunkelste Stunde hat nur 60 Minuten
Wassertropfen auf rennenden Scheiben,
Fliehen im Autobahnlicht um ihr Leben
Stilles Wettrennen mit dir und der Zeit
Und grellen Blitzen auf eisigem Asphalt,
Gewitterwolkenschein ist Augenspiegel:
Meine erinnern dich an sie;
Les Holroyd schreit Suicide,
Das Leben ist zum Leben da
Und niemand hat je gesagt,
Es wäre leicht;
Nebelaugen wippen im Takt und
Traurige Lider trauern alten Liedern hinterher,
Doch du sitzt nicht mehr barfuß am Klavier,
Deine Reise war ihre
Und ihre kostet Verstand,
Den du nicht mehr zu geben hast;
Wassertropfen auf rennenden Scheiben
Fliehen vor flüssigem Salz,
Das Wangen benetzt und Willen nimmt;
Ihr Grün in deinen Gedanken brennt im LED-Schein
Und apokalyptische Reiter auf Milchstraßen
Jagen deine Träume an den Rand des Universums;
Kind bist du noch immer,
Verloren in totem Grün und müdem Lachen
Und der Angst vor der Dunkelheit,
Dein Stoffhund fest in starken Armen,
Die Umarmungen und Falten schlagen;
Der Himmel fällt und 2006 ist ein Leben her,
Sie ist weg
Und ihr Abbild jagt Regen nach,
Du bleibst hier
Trauerst Abschied hinterher
Und merkst nicht,
Dass Vanilleeis und Schokosträusel
Auch im Sintflutregen schmecken;
Der Plattenspieler tönt kratzend Turning Tables
Und „Hab dich lieb“ hallt lachend durchs Telefon,
Der Himmel weint nicht mehr
Und deine Gedanken schweigen;
Wenn lachende Sonne Gewitterwolken ersetzt,
Spielen Nebelaugen im Dunkeln
Und altes Grün ist endlich tot.
Anna Hackstedt, 12. Jahrgang
Buntschimmer
Manchmal, da ist die Welt einfach zu viel,
die Menschen zu laut,
die Straßen zu eng.
Manchmal, da schafft es das Lächeln nicht auf dein Gesicht.
Aber sieh doch,
der Schimmer in der Weite,
die Glitzersonne, so strahlend am Himmel,
reflektierend auf den taubedeckten Sträuchern.
Sieh doch,
der Sonnenuntergang nach einem klaren kalten Tag,
ein kleiner Farbklecks im sonst so dunklen Winterwetter.
Sieh,
wie ihre Augen leuchten im Kaminfeuer.
Und wenn grau zu bunt glitzernd wird,
wird auch die Welt ein wenig leichter.
Amanda Wurm, 13. Jahrgang
I.
Fototage
überdenkt den Schauer
von Flüstern
Gelüstern
schauen
und baden
klagen über rosageboren
Schwaden
hängen von Köpfen
rauchen von Knöpfen
belassen das Schweigen
in Haarwurzeln
Äpfel des Auges
klein und fest
geworfen
aus dem Nest
Bündel von Strahlen
gewählt
zu baden
im Schaum
von
II.
Flimmer
Glimmer
Schimmer
für immer
im Zimmer
ist der Glimmer
schlimmer
als der Wimmer-
laut
der Einsamkeit
Fast
Glast
lasst
den
Glitzermast
in Glast
verbunden mit Bast
befasst
und hasst
das Treiben
des Schweinehunds
in mir drinne
wie außen das Licht
scheint die Bodenlosigkeit
weiter als das Flimmern
das Glimmern
oder das Schimmern
treibt die Reflexion des Glastes
weiter als das Straßenlicht
speichert in schnörkeligen Straßenmasten
das Funkeln, das Leuchten, der Gedanke
an dich
Max Burlage, 11. Jahrgang
Lichtblick
Die, die dich bricht
Verschlingt und durchdringt
hält fest und-
Licht durchbricht
wärmt und bestärkt
Und-
Hoffnung im Hemd der Trostlosigkeit
Und-
Du
Und-
Ich
Vereint im Sonnenschein

