Die (neue) Schach-AG – Ein kurzer Bericht zur „Geburt“

Im Corona-Schuljahr 2020/2021 hat die Schulgemeinschaft eine alte Tradition wieder aufleben lassen und am GAV eine neue Schach-AG gegründet. Am Gymnasium Antonianum hat es eigentlich immer schon eine Schach-AG gegeben, zumindest gab es eine, als ich in den 80er/90er Jahren selbst Schüler dieser schönen Schule war. 2016 durfte ich dann als Lehrer ans GAV zurückkehren und musste feststellen, dass es leider keine Schach-AG mehr gab, was ich sehr schade fand. Nun spiele ich zwar sehr gerne Schach, würde mich selber aber nur als durchschnittlichen Spieler bezeichnen, der selber zudem nie in einem Schach-Verein (abgesehen von der damaligen AG) und schon gar nicht auf Wettkampfebene gespielt hat. So gesehen fühlte ich mich zunächst auch nicht wirklich berufen, die Tradition wieder aufleben zu lassen. Aber irgendwie gehört zum gymnasialen Kontext der Begabtenförderung auch eine Schach-AG und so fing ich immer wieder an, darüber nachzudenken. Irgendwann entschied ich für mich, dass ich ja nicht unbedingt der beste Spieler im Saal sein muss, um eine AG leiten zu können. Wichtiger ist doch eigentlich, dass interessierte Schüler einen organisierten Wirkraum bekommen, in dem sie Freude am Schachspiel haben und sich spielstrategisch weiterentwickeln können. So zumindest mein Selbstmotivationsansatz 😉

Unsicher hingegen, ob sich Schüler heute zwischen Handy, Youtube und Spielekonsole überhaupt noch für das Schachspiel begeistern können, habe ich dann im Februar 2021 – mitten in der Corona-Pandemie – eine Umfrage auf unserer schulinternen Kommunikationsplattform IServ eingerichtet, die an alle Schüler gerichtet war, in der ich die Idee kurz vorgestellt und um ein Meinungsbild für die Neugründung einer Schach-AG gebeten habe. Die Beteiligung war riesig, fast schon beängstigend. Über 200 (!) Schüler aus allen Jahrgängen, vom Anfänger bis zum Turnierspieler, bescheinigten ihr Interesse an so einer AG. Damit hatte ich definitiv nicht gerechnet! Selbst als ich einen Termin setzte (donnerstags, 7./8. Stunde), waren immer noch über 150 Schüler interessiert. Anders als erwartet, sollte ich folglich nicht Probleme damit bekommen, Schüler überhaupt für die AG zu motivieren, sondern ich hatte jetzt vielmehr das Problem, mir darüber Gedanken machen zu müssen, wie ich eine Auswahl treffen kann. Das übertraf alle meine Erwartungen, beflügelte mich aber auch, das Projekt mit entsprechend hoher Motivation anzugehen.

Offenbar ist das Schachspiel gerade wieder (oder immer noch?) voll angesagt. Möglicherweise hat auch die mit der Corona-Pandemie verbundene Besinnung auf Entschleunigung dazu beigetragen. Zudem führte die interessante Netflix-Serie „Damengambit“ 2020 schnell dazu, dass Schachbretter eine Zeit lang aufgrund der großen Nachfrage kaum zu bekommen waren. Nicht zuletzt wird auch der zu der Zeit amtierende Schach-Weltmeister Magnus Carlsen, der mal nicht dem Klischee eines introvertierten Schachgroßmeisters entspricht und sogar als Model gefragt ist, gut bei den Jugendlichen angekommen sein.

Der Förderverein des GAV fand die Idee der Neugründung einer Schach-AG ebenfalls sehr gut und war bereit, die Kosten für die Grundausstattung zu übernehmen. So war es mir möglich, für 16 Plätze (sprich für 32 Spieler) Turnierbretter, Spielfigurensätze und turnierfähige digitale Schachuhren anzuschaffen, sowie fachdidaktische Literatur, Computerprogramme und ein großes Demonstrationsspielfeld mit Magnetfiguren, mit dem indoor wie outdoor in der Gruppe Spielzüge analysiert und Strategien besprochen werden können.

Raum D308 bot sich zudem als Schach-AG-Raum an, weil er groß genug ist, so viele Schüler in angemessenem Abstand zueinander aufzunehmen, und weil er verschließbare Einbauschränke hat, in denen die ganzen Materialien vor Ort gelagert werden können, so dass keine kostbare AG-Zeit für unnötiges Hin- und Herschleppen von Materialien geopfert werden muss.

Als ich Herrn Brink, unseren Lehrer für Informatik, Physik und Mathematik von der Idee des Demonstrationsspielfeldes erzählte und anmerkte, dass es noch besser wäre, wenn man Figurenbilder „einfrieren“ könnte, um nach einer Strategiebesprechung wieder schnell auf die ursprüngliche Figurenstellung zurückkehren zu können, um neue Überlegungen anzugehen, hat er kurzerhand ein digitales Demonstrationsspielfeld programmiert, das nun in D308 auf einem Aktivboard großflächig projiziert werden kann und Strategiebesprechungen sehr vereinfacht.

Ende des Schuljahres 2020/21 wurden durch eine private Spende weitere Geldmittel zur Verfügung gestellt, so dass wir auf dem Niedersachsenhaus ein outdoor-Schachfeld installieren konnten. Dieses wetterfeste Groß-Schachfeld mit entsprechend großen Figuren kann von den Schülerinnen und Schülern auch außerhalb der Schach-AG genutzt werden, um auch mal in der Pause oder einer Freistunde eine Partie Schach zu spielen.

Die Pflasterarbeiten wurden direkt am ersten Tag der Sommerferien 2021 erledigt und auch bei der Konstruktion der wetterfesten Aufbewahrungsboxen für die Groß-Figuren konnte ich den im Corona-Jahr angestauten Frust in den Sommerferien „händisch“ abarbeiten, was viel Spaß gemacht hat (auch wenn es mich eine Kreissäge und etliche Schwielen an den „Büro“-Fingern kostete ;).

Im Schuljahr 2021/22 konnte die neue Schach-AG dann auch endlich starten. Tatsächlich angemeldet hatten sich von den über 150 Interessierten dann immerhin noch 48 Schüler.

Da ich Spielausstattungen nur für 32 Schüler zur Verfügung stellen kann und nicht losen wollte, wurde die Schach-AG in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Anfängergruppe und eine Gruppe mit fortgeschrittenen und zum Teil sogar turniererfahrenen Spielern, die sich bereits schwierigeren Herausforderungen stellen können. Auf Dauer wird es vermutlich möglich sein, die beiden Gruppen zusammenzulegen.

In der AG wird natürlich Schach gespielt, aber es geht auch um Schach-Rätsel, gezielte Spielzug-Analysen, Strategiebesprechungen (Eröffnungs-, Mittel- und Endspielstrategien), Auswertungen berühmter Schachpartien, Schachtaktiken und Psychologie usw. Auch die Teilnahme an Wettbewerben ist auf Dauer denkbar. Gespräche mit anderen Schulen und dem Schachverband hat es bereits gegeben. Eine Kooperation mit dem Schachverein Kaponier in Vechta gibt es bereits.

Ich bin gespannt, ob wir auch mal einen Großmeister hervorbringen… 😉

Ingo Böhm

Die Schach-AG trifft sich wöchentlich immer donnerstags in der 7./8. Stunde (sprich von 13.50 Uhr bis 15.20 Uhr) im Raum D308.

Wenn Interesse an dieser AG besteht, wird um eine schriftliche Voranmeldung bei Herrn Böhm per IServ gebeten.

Die AG richtet sich grundsätzlich an alle Jahrgänge (5-13). Im Rahmen des Kooperationsverbundes „Begabtenförderung“ können grundsätzlich auch Grundschüler der vierten Klassen an dieser AG teilnehmen. Für jeden Spielertyp ist etwas dabei, vom Anfänger ohne Kenntnis der Grundregeln bis hin zum fortgeschrittenen Turnierspieler.

Ausgestattet ist die Schach-AG in Raum D308 mit 16 Turnier-Spielbrettern sowie 16 Turnier-Schachuhren. Auf einem großen Activeboard lassen sich mit Hilfe speziell für die Schach-AG entwickelter Software Spielzüge und  Strategien besprechen. Selbst auf dem Schulhof kann mittlerweile Schach gespielt werden.

Entwicklung und Bau des outdoor-Schachfeldes im Sommer 2021 (mit freundlicher Unterstützung von Frau Menke, die das Projekt finanziell unterstützt hat)

Niedersächsisch-Bremischer Schulschachpokal 2023 am 30. November 2023

Am Donnerstag, 30. November 2023, hat unsere Schach-AG das erste Mal an einem offiziellen Turnier teilgenommen. Da nicht alle 32 AG-Teilnehmer mitfahren konnten, hatten wir in einem internen Auswahlturnier 10 Spieler ermittelt, die an dem Turnier in Bremen teilnehmen konnten. Mit der Nordwestbahn ging es um 8.30 Uhr Richtung Bremen, so dass wir pünktlich zum Antritt um 10:00 Uhr am Austragungsort waren. Das Turnier war gut organisiert, so dass wir um 10:30 Uhr die erste von insgesamt 7 Spielrunden eröffnen konnten. An der Siegerehrung um 15:00 Uhr konnten wir leider nicht mehr teilnehmen, weil wir den Zug noch erreichen mussten. Für die allermeisten Spieler war es das erste Turnier überhaupt! Entsprechend groß war auch die Anspannung, die bei einigen Spielen deutlich spürbar war. Die Konkurrenz war sehr stark. Über 20 Mannschaften anderer Schulen aus Niedersachsen und Bremen waren angetreten, um im großen Saal des Hermann-Böse-Gymnasiums in Bremen um die besten Plätze zu spielen. Darunter zum Teil sehr spielerfahrene und turniererfahrene Mannschaften mit einer langjährigen AG- und Vereins-Tradition. Einige Spieler hatten bereits Elo-Wertungen von über 1800! Mit Platz 14 in der Gesamtwertung können wir folglich sehr zufrieden sein! Einige Spieler von uns sind förmlich über sich hinausgewachsen. Um 16:45 Uhr waren wir wieder zurück am GAV. Etwas durchgefroren und erschöpft, aber zufrieden und mit einem tollen Gesamt-Eindruck des Turniertages. (I.Böhm, 01.12.2023)

Nazar Tarasenko aus der Klasse 5a spielt bereits hochrangige internationale Turniere mit ELO 1873 (Stand: Oktober 2023). Er ist gerade einmal 10 Jahre alt und kam als Flüchtling aus der Ukraine. Bei der Kadetten-WM 2023 in Ägypten war Nazar sehr erfolgreich. Betreut wird er vom SV Kaponier in Vechta durch Ralf Westerhoff, der ihm eine viel versprechende Karriere voraussagt.